europalette25 – DIE HERBSTLESEREIHE - Programm

Mittwoch / 10. September / 19.30

Ursula Krechel: Sehr geehrte Frau Ministerin

Moderation: Mario Osterland

 

Zwischen der römischen Antike, einem verlorenen kleinen Kräuterimperium auf dem Land und einem Berliner Ministerium beschreibt Ursula Krechel in ihrem neuen Roman ganz verschiedene Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen. Es sind Gewaltgeschichten, die Krechel von jeher beschäftigen, von der Antike bis in die Gegenwart. In ihrem erst im Frühjahr erschienenen Roman „Sehr geehrte Frau Ministerin“ verknüpft sie die Schicksale einer schwer kranken Lateinlehrerin, einer arbeitslosen Einzelhandelskauffrau und einer namenlosen Justizministerin, die einem Attentat zum Opfer fällt. Im Hintergrund läuft die Geschichte Aggripinas mit, der Mutter Neros, die einst so mächtig wurde, dass ihr eigener Sohn sie ermorden lies. Für Krechel sind das Parallelbiografien, Spuren eines Musters, das sich durch die Jahrhunderte zieht.

 

Ursula Krechel, geboren 1947 in Trier, lebt in Berlin. Sie studierte Germanistik und Theaterwissenschaft und promovierte 1971. Danach arbeitete sie als Dramaturgin. 1974 debütierte Krechel mit ihrem Theaterstück „Erika“. Später folgten Gedichtbände, Romane und Essays. Ab 1985 arbeitete sie zudem als Regisseurin ihrer eigenen Hörspiele. Daneben lehrte sie als Gastprofessorin an verschiedenen Universitäten. Ursula Krechel ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Sie wurde u.a. mit dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Düsseldorfer Literaturpreis, dem Jean-Paul-Preis und mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. 2025 erhielt sie die bedeutendste deutsche Literaturauszeichnung, den Georg-Büchner-Preis.

 

»Die Zwangsläufigkeit, mit der hier die Gewalt heranrückt, erinnert stellenweise an einen Thriller, aber es wäre verfehlt, diesem Roman ein derartiges Label zu verpassen. Eher handelt es sich um die Rekonstruktion eines Verbrechens, das jederzeit passieren kann, vor allem aber in einer aufgeheizten politischen Konfliktlage.« Adam Soboczynski, Die Zeit, 15. Januar 2025

 

 

Dienstag / 16. September / 19.30

Roland Schimmelpfennig: Sie wartet, aber sie weiß nicht, auf wen

Moderation: Mario Osterland

 

Ein Soldat kehrt aus dem Krieg zurück und trifft auf dem Rummelplatz eine Frau, für die er einen riesigen gelben Stoffbären schießt. Ein Ehepaar trennt sich, während im Kinderzimmer die gemeinsame Tochter schläft. Später schlägt ein Filmproduzent einer Frau, die ein Mann ist, mit der Faust ins Gesicht. Anderswo küssen sich zwei über den Dächern der Stadt, und einen Kuss lang ist alles gut. Was treibt uns zusammen und immer wieder auseinander? Warum tun wir uns immer wieder so weh? Roland Schimmelpfennig überträgt in seinem neuen Roman Arthur Schnitzlers berühmten "Reigen", ein Stück, mit dem der Wiener Dramatiker einen der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts auslöste, in die Gegenwart und erzählt von unserer Sehnsucht und Verlorenheit, von Liebe, Sex und Gewalt und der Flüchtigkeit unseres Glücks. Die Liebe ist und bleibt so verwirrend wie früher.

 

Roland Schimmelpfennig, Jahrgang 1967, ist einer der meistgespielten deutschen Gegenwartsdramatiker. Er hat als Journalist in Istanbul gearbeitet und war nach dem Regiestudium an den Münchner Kammerspielen engagiert. Seit 1996 arbeitet Roland Schimmelpfennig als freier Autor. Weltweit werden seine Theaterstücke in über 40 Ländern mit großem Erfolg gespielt. 2016 erschien sein erster Roman »An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts«, der auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse stand. Es folgten die beiden Romane »Die Sprache des Regens« (2017) und »Die Linie zwischen Tag und Nacht« (2021). Zuletzt erschien sein Roman »Sie wartet, aber sie weiß nicht, auf wen« (2025). Roland Schimmelpfennig lebt in Berlin und Valencia.

 

 

Donnerstag / 25. September / 19.30

Reinhard Kleist: Low – David Bowie’s Berlin Years

Werkstattgespräch mit Mario Osterland

 

1976 ist David Bowie auf dem Höhepunkt … seiner Drogensucht. Von Paranoia und Starrummel zerrüttet, flieht er aus dem grellen Los Angeles nach (West-) Berlin. Mit viel Zeitkolorit schildert Reinhard Kleist, wie Bowie sich in Berlin kopfüber ins Gestern, ins Heute und ins Morgen stürzt: Mit Romy Haag erkundet er die Dekadenz der wilden Zwanziger, mit Iggy Pop taucht er ein in die Musik von Kraftwerk und Tangerine Dream. Und in den Hansa Studios im Schatten der Berliner Mauer erwächst dem Geist der Vergangenheit seine visionärste Musik. Was Bowie an der Stadt anzog, zeichnet Kleist in leuchtenden Farben. Die Spannungen zwischen Bowie und seinem Mitbewohner Iggy Pop werden dabei ebenso sichtbar wie Bowies Wunsch nach Normalität. Mitreißend, wie Reinhard Kleist, der schon Johnny Cash und Nick Cave in Comics verewigt hat und nun schon den zweiten Band zu Bowie veröffentlicht, den Metamorphosen des Briten weiter folgt. Bowies Entzug in Berlin-Schöneberg, Radtouren an der Mauer, Besuche in Plattenläden, Diskussionen mit Iggy und Lennon. Wie Berlin den Künstler veränderte, lässt sich mit Kleists sprunghafter, gut verdichtender Erzählweise prima nachvollziehen.

 

Reinhard Kleist wurde 1970 in Hürth bei Köln geboren. Er studierte Grafik und Design in Münster und zog nach Berlin, wo er heute lebt und arbeitet. Neben zahlreichen Comics veröffentlichte Reinhard Kleist Illustrationen für Bücher und Plattencover. Für seine Comics wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2018 mit dem Max und Moritz-Preis als Bester deutschsprachiger Künstler.

 

 

Dienstag / 30. September / 19.30

Nancy Hünger: Wir drehen dem Meer unsere Rücken zu

Moderation: Mario Osterland

 

Nancy Hünger ist vielen als Lyrikerin bekannt – zuletzt erschien ihr Gedichtband „4 Uhr kommt der Hund“. Nun veröffentlicht sie erstmals einen Roman - Wir drehen dem Meer unsere Rücken zu: ein poetisch verdichtetes, berührendes Buch über zwei Menschen, die sich berühren, verhaken, verlieren – und nicht voneinander lassen können. Auf einer kanarischen Insel, der erbarmungslosen Sonne ausgesetzt, reiben sich ihre Bedürfnisse aneinander – bis es weh tut, bis es still wird, bis die existenziellen Fragen bleiben: Wie viel Reibung hält Nähe aus? Wie viel Nähe halten wir aus? Welche Prägungen tragen wir in unseren Beziehungen mit uns herum? Und wie viel Freiheit erlaubt uns die Liebe? Nancy Hünger erzählt von Entfremdung und Anziehung, von Scham und Stolz, von den Mustern, die tief in uns wirken – und von der Entscheidung, sich dennoch aufeinander einzulassen.

 

Nancy Hünger, 1981 geboren, studierte Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und verschrieb sich danach ganz der Literatur. Bei AZUR / Voland & Quist sind bereits sechs Bände mit Lyrik und Prosa erschienen, zuletzt "4 Uhr kommt der Hund" (2020). 2023 wurde sie mit dem Anke Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis ausgezeichnet. 2024 erhielt sie das Stipendium zum Rainer-Malkowski-Preis. Nancy Hünger lebt in Tübingen, wo sie das Studio Literatur und Theater leitet.

 

„Ein außer-ordentliches Buch, und dabei so selbstverständlich in allem, dass man gar nicht merkt, wie literarisch es ist. Es lebt von seiner Unerschrockenheit und Rückhaltlosigkeit.“

Ingo Schulze

 

 

Donnerstag / 09. Oktober / 19.30

Lisa-Viktoria Niederberger: Dunkelheit - ein Plädoyer

Moderation: Mario Osterland

 

Mit Dunkelheit verbinden wir Gefahr, Angst und Einsamkeit. Das Bild einer Frau, die mit dem Pfefferspray in der Hand nach Hause eilt. Die Monster unter dem Bett, die sich zeigen, sobald das Licht erlischt. Der Tod, vor dem wir uns fürchten. Gleichzeitig ziehen uns das Finstere und die Nacht an, sie faszinieren uns, waren schon immer Teil der (Pop-)Kultur und Kunst. Das Spiel von Schatten und Licht gehört seit je dazu. Dunkelheit bedeutet Schrecken und Schönheit. Doch nach und nach haben wir die Dunkelheit aus unseren Leben, unseren Städten verdrängt. Lichtverschmutzung, Umweltzerstörung, der Skyglow, der uns den Schlaf raubt: Zu viel künstliches Licht wirkt sich katastrophal auf ganze Ökosysteme, Tiere und Menschen aus. Die Lösung: Es braucht positive Ansätze und eine reelle Gesetzgebung, um unsere Natur zu schützen. Lisa-Viktoria Niederberger fragt sich in ihrem Essayband: Wie kann ein Leben aussehen, in dem wir der Dunkelheit wieder mehr Raum erlauben?  "Dunkelheit" ist eine literarische Spurensuche nach Ambivalenzen und Kontinuitäten rund um das Dunkle. Ein Plädoyer für die Rückkehr zu finsteren Nächten.

 

Lisa-Viktoria Niederberger, geboren 1988, lebt als Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin in Linz. Ihr Schreiben geht oft Zusammenhängen, feinen Verbindungen und feministischen Fragestellungen nach und scheut sich nicht, nach Schönheit auch an den allerdunkelsten Orten zu suchen. Ihre Prosa wurde unter anderem mit dem Kunstförderpreis der Stadt Linz, dem Theodor-Körner-Förderpreis und dem Exil-Literaturpreis ausgezeichnet.

 

 

Dienstag / 21. Oktober / 19.30

Jaroslav Rudiš: Gebrauchsanweisung für Bier

Moderation: Mario Osterland

 

Bier ist nicht nur ein Getränk. Bier ist ein Kulturgut, das uns seit Jahrhunderten verbindet. Der Bestsellerautor Jaroslav Rudiš, der aus dem Bierparadies Böhmen stammt und in dessen Geburtsstadt sogar ein Bier nach ihm benannt ist, setzt dem goldenen Gerstensaft, einem unserer absoluten Lieblingsgetränke, ein Denkmal. Von Altbier, alkoholfrei bis Zwickel – Rudiš probiert sie alle. Er besucht Klöster und Brauereien, Biergärten und Pubs. Reist dafür nach Pilsen, Budweis und Bamberg, ins heilige Bierdreieck Mitteleuropas, aber auch nach Belgien und Irland, Italien und sogar Island. Unterwegs trifft er passionierte Biertrinker und Biererzähler, Hopfenbauer, Bierbrauer und Biersommeliers.

 

Jaroslav Rudiš, geboren 1972 in der Tschechoslowakei, lebt heute in Lomnice nad Popelkou und Berlin und ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramatiker und Musiker. Er studierte Deutsch und Geschichte in Liberec, Zürich und Berlin und arbeitete u.a. als Lehrer und Journalist. 2019 wurde er für seinen Roman 'Winterbergs letzte Reise' - der erste Band, den er auf Deutsch verfasst hat - auf der Leipziger Buchmesse in der Kategorie 'Belletristik' nominiert. 2020 erhielt er dafür den Chamisso-Preis. Zuletzt wurde ihm 2024 der renommierte Mörike-Preis verliehen. Rudiš‘ Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und verfilmt. Zudem wurde er mit der tschechischen Verdienstmedaille und als 'einer der engagiertesten Brückenbauer zwischen Deutschland und Tschechien' mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt. 

 

 

Donnerstag / 23. Oktober / 19.30

Didi Drobna: Ostblockherz

Moderation: Wieland Koch

Von der Schwierigkeit, als Kind von Migranten aufzuwachsen, von einem zerrütteten Vater-Tochter-Verhältnis und von allmählicher Heilung, erzählt Didi Drobna in ihrem autobiografischen Roman "Ostblockherz". Drobna wächst als Kind slowakischer Einwanderer in Österreich auf. Auf ihr lasten enormer Druck und Verantwortung, sie agiert als Übersetzerin für die Familie und als Schutzpatronin für den zehn Jahre jüngeren Bruder. Als sie älter wird, wird es ihr zu viel - sie bricht den Kontakt ab. In diesem kurzen, schnörkellosen und klaren Text schildert Drobna, wie sie zur Familie zurückkehrt, weil ihr Vater ins Krankenhaus eingeliefert wird. In den kommenden Tagen lernt sie mehr über sich und ihn als in all den Jahren zuvor. Über Stolz und vertane Chancen, über ihre Familie, Migration und Hoffnung, über sich als Tochter und ihn als Vater. Es ist eine zaghafte, einmal mehr unausgesprochene Annäherung, in der immer deutlicher wird, was sie bei allen Unterschieden eint: ihr Ostblockherz.

 

Didi Drobna wurde 1988 in Bratislava geboren und lebt seit 1991 in Wien. Sie studierte Kommunikationswissenschaft und Germanistik an der Universität Wien, außerdem Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst. Ihre literarische Arbeit wurde mit mehreren Stipendien und Literaturpreisen ausgezeichnet. Daneben war sie auch als Jurorin für Literaturpreise und -stipendien tätig, ab 2018 lehrt sie an der Universität für angewandte Kunst. Didi Drobna arbeitet seit Jahren hauptberuflich in der IT-Branche und leitet derzeit die Kommunikation & Presse für ein IT-Forschungszentrum. 

 

 

Dienstag / 04. November / 19.30

Daniel Wisser: Smart City

Moderation: Petra Fuchs

 

Aufbruchstimmung in NEUDA, der sichersten, saubersten und nachhaltigsten Stadt der Welt. Über den rechtwinklig angeordneten Straßen kreisen Drohnen, unten bewegen sich geräuschlos Elektrocaddies und Cleaning-Robots, eine Messsäule kontrolliert die Lautstärke, die 54 Dezibel nicht übersteigen darf. Die Journalistin Morag Oliphant, deren Mann und Tochter bei einem Überfall von unbekannten Tätern getötet wurden, sucht den Neuanfang in NEUDA und will über dieses Pilotprojekt berichten. Sicherheit, Lebensqualität und ein harmonisches Zusammenleben garantiert man den Einwohnern der Smart City. So zumindest die Versprechung der Politik. Doch schon bald bemerkt Morag Oliphant merkwürdige Dinge. Als bei einer Demonstration ein Mann stirbt und niemand verantwortlich sein will, kommt sie nicht nur dem schattenhaften Geflecht von Politik und dem Konzern, der NEUDA betreibt, näher. Auch die Aufklärung des Todes ihrer Familie scheint damit zusammenzuhängen. Daniel Wisser erzählt vom Traum einer digitalisierten Wohlfühlwelt und ihrem größten Problem: dem Menschen.

 

Daniel Wisser, 1971 in Klagenfurt geboren, lebt in Wien und schreibt Prosa, Essays, Songtexte. 1994 Mitbegründer des Ersten Wiener Heimorgelorchesters. 2018 für den Roman »Königin der Berge« mit dem Österreichischen Buchpreis und dem Johann-Beer-Preis ausgezeichnet. 2021 war er mit seinem Roman »Wir bleiben noch« auf der SWR- und der ORF-Bestenliste. 2023 erschien der Roman »0 1 2«, für den er den Wiener Buchpreis und den Würdigungspreis für Literatur der Stadt Wien erhielt.

 

 

Dienstag / 11. November / 19.30

Annett Gröschner: Schwebende Lasten

Moderation: Petra Fuchs

 

Hanna Krause war Blumenbinderin, bevor das Leben sie zur Kranführerin machte. Sie hat zwei Revolutionen, zwei Diktaturen, einen Aufstand, zwei Weltkriege und zwei Niederlagen, zwei Demokratien, den Kaiser und andere Führer, gute und schlechte Zeiten erlebt, hat sechs Kinder geboren und zwei davon nicht begraben können. Sie hatte, nachdem ihr Blumenladen längst Geschichte war, von einem Kran in der Halle eines Schwermaschinenbaubetriebes in Magdeburg einen guten Überblick auf die Beziehungen der Menschen zehn Meter unter ihr und starb rechtzeitig, bevor sie die Welt nicht mehr verstand. Hanna Krause bleibt bis zu ihrem Tod eine Magdeburger Arbeiterin, die trotz aller Widrigkeiten das Leben nimmt, wie es kommt, und die vorallem eines bleiben wollte: anständig.

 

Annett Gröschner lebt zwar schon seit 42 Jahren in Berlin, doch ihre Heimatstadt Magdeburg scheint sie – zumindest literarisch – nicht loszulassen. Nach ihrem Debüt „Moskauer Eis“ im Jahr 2000, könnte man „Schwebende Lasten“ 25 Jahre später als Pendent bezeichnen. Annett Gröschners Roman erzählt die Geschichte eines Jahrhunderts in einem einzigen Leben und gibt mit Hanna denen ein Gesicht, die zu oft unsichtbar bleiben. Es ist ein Roman über das Ende des Industriezeitalters und seiner Heldinnen im Osten Deutschlands.

 

Annett Gröschner,  geboren 1964 in Magdeburg, lebt seit 1983 als Schriftstellerin in Berlin. Bekannt wurde sie mit ihren Romanen "Moskauer Eis" (2000) und "Walpurgistag" (2011). Zuletzt erschien bei Hanser ihr gemeinsam mit Peggy Mädler und Wenke Seemann verfasster Bestseller "Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat" (2024). Annett Gröschner wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Großen Kunstpreis Berlin (Fontanepreis), dem Klopstock-Preis und dem Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis von ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz.

 

 

Mittwoch / 26. November / 19.30

Dmitrij Kapitelman: Russische Spezialitäten

Moderation: Wieland Koch

 

Dmitrij Kapitelman schreibt in seinem neuen Roman über Familie und die (Un-)Möglichkeit der Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege. Eine Familie aus Kyjiw verkauft russische Spezialitäten in Leipzig. Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts - und ein irgendwie osteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Wobei, Letzteres ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr zu haben. Die Mutter steht an der Seite Putins. Und ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, aber auch keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Klug ist es nicht von ihm, mitten im Krieg in die Ukraine zurückzufahren. Aber was soll er tun, wenn es nun einmal keinen anderen Weg gibt, um Mama vom Faschismus und den irren russischen Fernsehlügen zurückzuholen? Ein Buch, wie nur Dmitrij Kapitelman es schreiben kann: tragisch, zärtlich und komisch zugleich.

 

Dmitrij Kapitelman, 1986 in Kyjiw geboren, kam im Alter von acht Jahren als »Kontingentflüchtling« mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Heute arbeitet er als freier Journalist. 2016 erschien sein erstes, erfolgreiches Buch "Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters", für das er den Klaus-Michael Kühne-Preis gewann. 2021 folgte "Eine Formalie in Kiew", für das er mit dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde.

 

 

Zurück